Schopftintling

(Coprinus comatus)

Der Schopftintling ist ein in Mitteleuropa sehr häufig vorkommender Pilz. Er wächst oft in großer Anzahl auf nährstoffreichen Wiesen und Weiden und ist auch an Waldrändern anzutreffen. Der weiße Pilz hat einen langgezogenen ovalen Hut der mit vielen bräunlichen Schuppen bedeckt ist. Der Schopftintling kann bis zu 6 cm breit werden und mit Stiel eine Größe von bis zu 20 cm erreichen. Mit zunehmenden Alter wölbt sich der Hut auf, verfärbt sich schwarz und verfällt. Bekannt sind viele Tintlinge für ihre Eigenschaft der Selbstauflösung in eine tintenähnliche Flüssigkeit. Mit dieser Methode gelingt es dem Pilz seine Sporen zu verbreiten.

Der Schopftintling, der ein hervorragender Speisepilz ist, kann aber mit Beginn der Verfärbung nicht mehr als Nahrung genutzt werden. Aber im Jungstadium geerntet und zubereitet zählt er sicherlich zu den köstlichsten Speisepilzen Europas und entfaltet ein besonderes, aromatisch feines Aroma. Leider wird der Pilz auf Grund seiner geringen Haltbarkeit kaum im Handel als Frischware angeboten. Die einzige Möglichkeit den Pilz länger nach der Ernte aufzubewahren ist das Blanchieren und Einlegen. Auch ernährungsphysiologisch ist der Schopftintling sehr interessant. Er gehört zu den wenigen Pilzen die Vitamin C enthalten und sein Eiweiß besitzt alle für den Menschen essentiellen Aminosäuren. Weiter wurden in dem Pilz größere Mengen Kalium nachgewiesen, wie auch Kalzium, Magnesium, Eisen, Mangan, Zink und Kupfer.

In der asiatischen Heilkunde wird der Schopftintling seit langer Zeit gegen verschiedene Beschwerden eingesetzt. Besonders bei Verdauungsproblemen, bösartigen Geschwülsten und Hämorrhoiden hat er sich als hilfreich erwiesen. Chinesische Wissenschaftler haben die Wirkung des Pilzes auf verschiedene Tumore untersucht. So wurde bei Tieren eine 100% Hemmung des Wachstums von Sarkoma 180, einer bösartigen Binde- und Stützgewebe-Geschwulst, und eine 90% Hemmung des Ehrlich-Karzinoms erreicht. Verantwortlich für die tumorhemmenden Eigenschaften des Schopftintling sind wahrscheinlich verschiedene Glykoproteine, Polysaccharide und Lektine. In einer weiteren Studie im Jahre 2007 zeigten sich die Inhaltstoffe des Pilzes als wirksam bei hormonabhängigen Brust- und Prostatakrebs.

Am interessantesten sind aber seine Einsatzmöglichkeiten bei Diabetes Typ1 und Typ2. Viele Studien haben sich mit der blutzuckersenkenden Aktivität des Schopftintlings befasst. Die Resultate zeigen deutlich die positiven Effekte, die mit dem Pilz bei einer diabetischen Stoffwechsellage erzielt wurden. So fanden umfangreiche Versuche mit Tieren statt, bei denen ein Extrakt des Schopftintlings mit dem viel verwendeten Diabetesmedikament Tolbutamid in der Fähigkeit verglichen wurde den Blutzuckerspiegel zu verändern. Nach mehreren  Messungen des Blutzuckers zeigte sich ein vergleichbares Bild. Der Pilz hatte einen ähnlichen blutzuckersenkenden Effekt wie das Antidiabetikum. Die Werte ergaben nach eineinhalb Stunden eine 41% Verringerung des Blutzuckers, bei der Gruppe die mit  dem Pilz behandelt wurden war, gegenüber der Kontrollgruppe, die weder das Pilzextrakt noch das Medikament bekommen hatte. Sogar noch sechs Stunden später war der Wert entscheidend niedriger.

Neben der direkten blutzuckersenkenden Wirkung des Schopftintling konnte auch eine starke Schutzwirkung auf die Langerhansschen Inseln festgestellt werden. Das sind die Zellen der Bauchspeicheldrüse, die verschiedene Hormone, wie das Insulin produzieren. Weitere Inhaltsstoffe des Pilzes beugen der diabetischen Herz- und Kreislauferkrankung vor. Denn durch die ständige Überflutung der Körperzellen mit Zucker werden diese nicht mehr ausreichend mit Vitalstoffen versorgt. Die Folge sind Entzündungen in den Blutgefäßen, die in den Arterien zu Ablagerungen führen können. Der Schopftintling enthält viele der lebensnotwendigen Stoffe, welche unserer Körper täglich braucht um Schäden an den Blutgefäßen vorzubeugen. Der Einsatz des Pilzes erweist sich deshalb bei diabetischen Erkrankungen als besonders hilfreich.