Judasohr

(Auricularia polytricha)

Das Judasohr verdankt seinen bei uns geläufigen Namen einer christlichen Legende. So wuchsen an dem Baum an dem sich Judas Ischariot, ein Jünger Jesu, sich erhängte ohrmuschelförmige Pilze. In Europa und Asien ist der Pilz seit langem bekannt. Während in Europa vor allem die Heilwirkung des Judasohr Beachtung fand, wurde er in China neben seiner Heilkraft auch als Speisepilz geschätzt. Heute ist der Pilz vielen Liebhabern der chinesischen Küche als Chinesische Morchel bekannt.

Von der Gattung Auricularia werden heute die Arten Auricularia auricularia judae und Auricularia polytricha in großen Umfang auf Substraten kultiviert. In der Natur wächst der Pilz meistens auf toten oder geschwächten Laubgehölzen und bevorzugt dabei hauptsächlich Holunder. Das Judasohr entwickelt einen muschelförmigen Fruchtkörper, der drei bis neun Zentimeter groß wird und eine rotbraune bis olivgrüne Färbung aufweist. Der Fruchtkörper ist sehr dünnfleischig und hat eine weiche, knorpelige Konsistenz. In Europa hat das Judasohr wegen seines faden Geschmacks nie eine Bedeutung als Speisepilz besessen. Vielmehr wurde der Pilz ab dem späten Mittelalter nachweislich als Heilmittel verwendet. Der „Holunderschwamm“ wurde als Breiumschlag bei Augenentzündungen eingesetzt und er half in Flüssigkeiten aufgekocht bei Halsbeschwerden. Auch aus Asien gibt es Überlieferungen seiner Heilkraft bei Bauchschmerzen, Durchfall, Hämorrhoiden, Herzschmerzen und psychischen Leiden.

In den letzten Jahrzehnten wurden viele der Stoffe  untersucht, welche für die blutgerinnungs- und entzündungshemmenden Eigenschaften des Pilzes verantwortlich sind. Das Judasohr enthält verschiedene Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und eine Vielzahl an interessanten sekundären Inhaltsstoffen. Viele Experimente haben die Wirkung dieser Stoffe bestätigt. So sind die Inhaltsstoffe des Pilzes in der Lage die Neubildung von menschlichen Lymphzellen zu verbessern und wirken der krankhaften Verminderung der weiße Blutkörperchen entgegen. Die Polysaccharide des Judasohrs erwiesen sich darüber hinaus als entzündungshemmend. Entzündungen besonders an den Schleimhäuten und an der Haut verbesserten sich deutlich während der Behandlung mit dem Pilz.

Eines seiner wichtigsten Einsatzgebiete resultiert aus seiner Fähigkeit die Fließfähigkeit des Blutes zu verbessern. Schon lange Zeit wird er deshalb bei Durchblutungsstörungen eingesetzt. Gerade durch Arteriosklerose betroffene Blutgefäße profitieren von einem Einsatz des Pilzes. Verschlüsse der Adern können so vorgebeugt werden, welche oftmals als Schlaganfall und Herzinfarkt lebensbedrohlich sein können. Aber auch bei Tinnitus hat sich das Judasohr als hilfreich erwiesen sowie bei Schmerzen in den Beinen, welche auf eine Venenschwäche hindeuten. Weitere Untersuchungen zeigten seine positive Wirkung auf die Cholesterin- und Triglyceridwerte. Bei Einnahme des Pilzes kam es zu einer deutlichen Reduzierung der Blutfette. Das Judasohr besitzt ebenso blutzuckersenkende Eigenschaften durch seine schützende Wirkung auf die Langerhans-Inseln in der Bauchspeicheldrüse.